Commissario Brunetti hat in Deutschland schon so lange Kultstatus, dass sein neunzehnter Fall einfach Pflicht ist.
Zum Buch:
Im Hochsommer in Venedig hat Commissario Brunetti nicht viel zu tun. So kann er sich um zwei Gefallen kümmern um die ihn zwei Freunde gebeten haben. Zum einem will er mit seinem Freund Inspectore Vianello herausfinden, warum dessen Tante in letzter Zeit so viel Geld von ihren Konten abhebt und was sie damit genau anstellt. Der zweite Gefallen ist die Überwachung des Gerichtsdieners Fontana. Dieser soll zusammen mit einer Richterin absichtlich Verhandlungen hinaus zögern. Beide Untersuchungen verlaufen schleppend. Darum macht sich der Commissario mit seiner Familie auf in den Urlaub. Doch dann wird der Gerichtsdiener erschlagen in seinem Vorhof aufgefunden.
Ein neuer Fall des Commissario ist wie das Wiedersehen mit alten Bekannten. Dies ist immerhin schon der neunzehnte Fall des italienischen Ermittlers. Für den Leser heißt das: man trifft auf vertraute Personen und kennt deren Handlungsweisen.
Unaufgeregt kommt dieses Buch daher. Es lässt den Figuren sehr viel Raum für Gedanken und private Geschichten. Leider verliert sich die Autorin dabei manchmal etwas zu ausführlich in Kleinigkeiten wie z.B. bei den Essgewohnheiten der Figuren oder gesellschaftlichen und politischen Themen. Das große Thema dieses Buches ist die Ungerechtigkeit in der Politik und in der Gesellschaft. So beginnt der eigentliche Kriminalfall erst, nachdem der Leser schon die Hälfte des Buches hinter sich gelassen hat.
Dieses Buch ist, wie nicht anders von Donna Leon zu erwarten, sehr flüssig und eingängig geschrieben. Die Bezeichnung: „ein typischer Donna Leon“ ist ja in der Zwischenzeit so etwas wie ein Kompliment. Man kann die von ihr beschriebene Hitze in Venedig beim Lesen förmlich spüren. Aber so wie die Stadt Venedig unter der Hitze scheinbar zum Stillstand kommt, so zäh lassen sich in diesem Buch manche Passagen lesen. Wirkliche Spannung kommt selten auf. Man liest trotzdem weiter, schließlich ist man zu alten Freunden auch höflich und hört sich die Geschichten bis zum Ende an. Auch wenn sie, wie in diesem Fall, kaum Spannung in sich tragen.
Übrig bleibt ein Gefühl, dass es in der Welt und scheinbar vor allem in Venedig sehr ungerecht zugeht. Und dass nur wenigen Menschen wahres Glück beschienen ist. Die am Anfang losen Handlungsstränge laufen am Ende zu keinem wirklich befriedigen Ergebnis zusammen, weder für die handelnden Figuren noch für den Leser. Trotz allem wird dieser Besuch des Commissario wieder in netter Erinnerung bleiben, sowie seine Besuche zuvor.
Zusammengefasst:
Der neunzehnte Fall von Commissario Brunetti ist sicher nicht das beste Buch der Reihe. Trotz vieler Längen unverzichtbar für Fans.
Aus der Redaktion:
Ähnlicher Autor: Andrea Camilleri
Ähnliches Buch: Die dunkle Wahrheit des Mondes – Andrea Camilleri
Interessanter Fakt: Auf eigenen Wunsch erscheinen Leones Bücher nicht auf Italienisch.
Verfilmung:
- TB: 10,99 €
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